...Mombasa ♥

 

Hallo ihr Lieben :)

 

Kaum aus Sansibar zurück, hieß es nach zwei Tagen in Ilala direkt wieder Abschied nehmen und ab nach Mombasa..

 

Der Grund dafür war, dass unsere Aufenthaltsgenehmigung noch immer nicht fertig war und unser vorläufiges Touristen-Visum auslief. Unsere Organisation reichte bereits im August letzten Jahres alle notwendigen Papiere ein, doch die tansanischen Behörden brauchen noch mehr Zeit für die Bearbeitung.
Ich hoffe, dass wir bald alle Papiere bekommen werden! :)

 

 Am Montag nach unserer Rückkehr aus Sansibar, sind wir erstmal wie gewohnt zur Arbeit gegangen. Und wie es dann an solchen Tagen immer ist, war so viel zu tun, dass ich direkt 3 h länger gearbeitet habe.

Der Morgen begann zunächst ruhig. Nachdem ich schon unterwegs fleißig Muscheln als Mitbringsel verteilt habe, weil wirklich jeder nach einem Geschenk von deiner Reise fragt, verteilte ich diese auch in meinem Ward. Alle freuen sich immer, wenn man wieder da ist und Esther, eine der Hebammen, fiel mir auch gleich um den Hals, als sie mich sah.
Der Vormittag hielt eine ruhige Geburt und einige andere kleine Arbeiten für mich bereit. Um 12 Uhr schaffte ich es dann mir mein Frühstück zu schnappen und Melanie und Andi in der Physio-Station zu besuchen.
Zurück im Ward erwartete mich direkt eine Geburt. Zunächst schien es ansonsten ruhig, doch es gab irgendwie immer etwas zu tun, zumal sich die meisten Hebammen in der Mittagszeit ausruhen.

Als ich die Naht beendete und der frisch gebackenen Mama half aufzustehen, hörte ich Frau A und Frau B mitschieben. Für alle, die noch nie eine Frau unter der Geburt erlebt haben..je nachdem wie weit die Geburt fortgeschritten ist, verändert sich der Ton beim Verarbeiten der Wehen.
Eine Frau, die ihr Kind bei vollständig eröffnetem Muttermund durch das Becken schiebt, tönt meist eher tief.

Dieses Geräusch vernahm ich, bereitete alles vor – Gott sei Dank lagen die beiden in zwei Betten nebeneinander – und erhaschte noch schnell einen Blick in die Akten.
Bei Frau A, eine Erstgravida am Entbindungstermin, stand der Kopf auf Beckenboden und wurde mit jeder Wehe sichtbarer. Unterdessen wechselte ich schnell die Handschuhe, als Frau B, die bereits ihr fünftes Kind erwartete, mir auf Kiswahili zurief: „Mtoto anakuja“ - „Das Kind kommt“!
…einer Frau, die schon vier Kinder spontan entbunden hat und das ruft, der glaubt man! Noch bevor ich meinen zweiten Handschuh angezogen hatte, wurde der kindliche Kopf sichtbar. Schnell den letzten Finger in den zweiten Handschuh gezwängt und in letzter Sekunde den Kopf gebremst. Genauso schnell wie durch das Becken, rauschte das Kind auch in meine Hände – wohlauf und putzmunter, als hätte es grade eine Achterbahnfahrt hinter sich :D

Ein wenig abgetrocknet legte ich den Kleinen auf die Brust seiner Mutter, nabelte ab und entwickelte die Plazenta, die mir schon entgegenkam. Zu meinem Glück verlief alles ohne Probleme, denn eine Frau, die schon mehrere Kinder geboren hat, neigt gelegentlich zu atonischen Blutungen, sprich der Uterus (die Gebärmutter) kontrahiert sich nicht so wie er sollte, die intrauterinen Gefäße werden nicht komprimiert und es kommt zu vermehrten bis starken Blutungen.

Frau A leitete ich währenddessen ebenfalls noch an und schlüpfte schnell in die nächsten Handschuhe, nachdem ich den Uterus von Frau B gut kontrahiert und die Blutung im Normalbereich wusste.
Da grade keine Hebamme und kein Student vor Ort waren, musste die vorbeilaufende Reinigungskraft mithelfen. Die Kopfgeburt von Frau A betreuend, erklärte ich der Reinigungskraft, die ziemlich überfordert wirkte, doch darauf konnte ich in dem Moment keine Rücksicht nehmen, was sie machen müsse.

Das kleine Mädchen von Frau A wurde geboren und war ebenfalls wohlauf. Sofort änderte sich mein Arbeitstempo von eilig zu entspannt und ich atmete auf. Die anschließende Entwicklung der Plazenta verlief auch ohne Probleme und ich war froh, dass alle unbeschadet aus der Situation herausgingen.
Nach abgeschlossener Betreuung der beiden Mütter und anschließender Dokumentation, konnte ich dann auch nach Hause gehen, wo ich auf einen Berg Wäsche stieß. Doch ohne Strom gestaltet sich das Waschen schwer, denn ich wasche nur ungerne mit kaltem Wasser.
Völlig fertig vom Dienst, aß ich schnell etwas bei Lee und setzte mich dann gemütlich aufs Sofa, wo Corinna mir meine geflochtenen Haare aufmachte. Das genieße ich immer sehr :D

 

Danach ging es nur noch ins Bett ^^

 

Am Dienstag standen dann einige organisatorische Punkte auf meiner Tagesordnung. Den Berg Wäsche waschen, die Wohnung aufräumen, den Zwischenbericht für weltwärts schreiben und nach Nazimoja fahren um die Busfahrkarten zu kaufen. Denn am nächsten Tag sollte die Reise nach Mombasa bereits beginnen. Unser auslaufendes Visum saß uns im Nacken und um jedes Problem zu umgehen, fuhren wir rechtzeitig los – auch bei einer Panne wären wir noch pünktlich gekommen. Außerdem beschlossen wir in zwei Gruppen zu fahren, um nicht weiter aufzufallen – die anderen sind einen Tag später gefahren.

 

 

So ging es dann am Mittwoch in der Frühe bereits um fünf Uhr nach Kariako zum Bus. Es lag eine Busfahrt von 12 Stunden vor uns. Der Bus wirkte nicht allzu unkomfortabel und ich hoffte ein wenig schlafen zu können, doch entlang der gesamten Strecke gab es gefühlt alle 500m einen Huckel, der durch die mangelhafte Federung ein Kribbeln im Bauch auslöste, wie ich es bis dahin nur von einer Achterbahn kannte :D
Auch meine Blase drückte mit jedem Huckel mehr...

...nach drei Stunden Fahrt dann endlich die erste Pause! Die Lautsprecheransage hallte durch den Bus: „Dakika tano tu!“ - „Nur fünf Minuten!“. Die Menschen strömten aus dem Bus auf die Toiletten und kaum stand man am Waschbecken um sich die Hände zu waschen, hörte man schon die Hupe des Busses.

Zunächst war ich erleichtert, doch da wusste ich auch noch nicht, dass es die nächsten sieben Stunden, anders als geplant, keine Pause geben wird.
Letztendlich hielt ich es dann doch nicht mehr aus und der Bus hielt mitten in der Pampa, damit ich – die „mzungu“ wieder - meine Blase erleichtern konnte..PEINLICH!
Aus dem Bus raus, durch den Graben – der war bestimmt 1,5 Meter tief – durch das Gestrüpp...
Ich habe keine Ahnung wie alle anderen im Bus es geschafft haben sieben Stunden anzuhalten :D

Die restliche Fahrt war dann angenehmer und ich konnte, nachdem wir erfolgreich unser Visum für Kenia bekommen hatten, schon viele Eindrücke von Kenia sammeln..

Unterwegs sah ich einen Affen am Straßenrand, einen beeindruckenden Palmenwald, schöne kleine Hütten in hohem Gras und in den Dörfern die mir bekannten Glaskästen mit Essen.
An der Fähre wurde es dann interessant. Alle mussten ihren Vorhang zuziehen und sich ruhig verhalten, damit die Wachleute nicht bemerken, dass sich Passagiere im Bus befinden. Ein komisches Gefühl sich auf eine Fähre zu schmuggeln. ^^

 

In Mombasa angekommen suchten wir uns ein Internet-Café und ermittelten ein nettes Hostel in dem Ortsteil Nyali. Mit dem Tuktuk (wie ein Bajaji) ging es dann durch den diffusen Verkehr zum Tulia Backpacker House, das wirklich traumhaft war!
Dort erwarteten uns tolle Menschen, ein Billard-Tisch, ein Volleyball Feld, ein Pool, eine Chill-Area, eine Bar, viele Hängematten ♥, tolle Zimmer, ein perfektes Management, ein sehr guter Service und der Strand in unmittelbarer Nähe. Ich kam mir vor, als wäre ich im Paradies gestrandet!

 

..Frank :D
..Frank :D
..die kleine freche "Shot" ♥
..die kleine freche "Shot" ♥

 

Wer nach Mombasa fährt, sollte auf jeden Fall das Tulia besuchen :)

 

http://www.tuliabackpackers.com/

 

Wir fütterten Giraffen, spielten dort Karten und ließen den Tag beim Lagerfeuer ausklingen...
Wir fütterten Giraffen, spielten dort Karten und ließen den Tag beim Lagerfeuer ausklingen...

 

..wir begleiteten Sarah und Michael aus Dänemark, die in einer Schule freiwillig mitarbeiten,  mit 6 weiteren Betreuern und 160 Grundschulkindern an den Strand..

Ein Glück, dass niemandem etwas passiert ist! Es war aber eine tolle Erfahrung und die Kinder haben es sichtlich genossen :)

 

Das "Fort Jesu"..
Das "Fort Jesu"..
..ein gestrandeter Baby-Wal
..ein gestrandeter Baby-Wal

 

...auch geschichtlich gab es eine Menge zu sehen :)

 

Zum Abschied gab es dann sogar noch einen extra angefertigten Schlüsselanhänger vom Tulia House.
Ich habe den Ausflug sehr genossen und werde definitiv nochmal dort hinfahren! ♥

 

Auf dem Rückweg gab es dann zum Glück auch keine Probleme mit dem Visum und wir waren schon nach 10 Stunden Busfahrt wieder im Heimathafen angekommen - Ilala du hast uns zurück, wir dürfen bleiben! :)

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Kommentare: 2
  • #1

    Mara (Montag, 06 Februar 2017 10:09)

    Hallo Dana,

    ich verfolge deinen Blog jetzt schon seit Dezember und habe mich gefreut, dass jetzt wieder einige tolle Blogposts online gegangen sind.
    Ich liebe die Art, wie du deine Blog-Beiträge verfasst - auch die Informationen über die Geburten und die medizinischen Schritte, die du durchführst, finde ich wahnsinnig spannend. Ich habe mich bisher nie großartig mit dem Thema Geburt aus medizinischer Sicht auseinandergesetzt - für mich war der Begriff immer mit wahnsinnigen Schmerzen besetzt . Daher finde ich es toll zu lesen, was Hebammen während ihrer Ausbildung alles lernen und was für ein Glück wir haben, hier in Deutschland entbinden zu können. Und auch zu wissen, dass Kinder unter ganz anderen Bedingungen auf die Welt kommen können und trotzdem alles gut geht :)

    Bitte behalte diese ganzen Infos bei, ich finde es wahnsinnig spannend und lese es sehr gerne :)

  • #2

    Dana (Freitag, 03 März 2017 08:16)

    Hallo liebe Mara,

    ich habe mich sehr über deinen Eintrag gefreut und bin sehr glücklich zu sehen, dass der Blog Interesse an der Geburtshilfe weckt!
    ...auch in Deutschland läuft es für die Geburtshilfe und Hebammen leider momentan nicht optimal und es gibt viele, der Gesellschaft meist unbekannte Diskussionen und Probleme..

    Ich werde mir Mühe geben die inhaltlichen Informationen so beizubehalten! Meistens schreibe ich alles Erlebte so runter, wie es mir in den Kopf kommt - dabei werfe ich leider manchmal auch unbewusst mit zu vielen Fachbegriffen um mich :D
    Aber ich gebe mir Mühe alles genau zu erklären ;)

    Vielen lieben Dank für den lieben Kommentar!
    Darüber habe ich mich wirklich tierisch gefreut!!

    Allerliebste Grüße,
    Dana